Le mouvement de cagoules I-XLIX, 1990

 

Le mouvement de cagoules von Catherine Vireque   //   English version

Das Werk Le mouvement des cagoules von 1990 besteht aus einer Serie von 49 Bildern. Die BEWEGUNG NURR hat hier als Vorlage ein Comic von Hergé benutzt. Der Betrachter wird in den Untergrund entführt, wo er Zuschauer eines merkwürdigen, offensichtlich konspirativen Treffens von Kapuzenträgern wird. Die Ästhetik von Tim und Struppi evoziert einen nostalgischen Blick auf eine mehr komische als unheimliche Entwicklung einer parodistisch anmutenden Geschichte. Vor dem Hintergrund ihrer Arbeit als Künstlerkollektiv thematisiert die BEWEGUNG NURR hier die Voraussetzung für den nostalgischen Blick, den einer brüchigen Subjektposition in einem Gruppenkontext mit. Diese Brüchigkeit ruft die Sehnsucht nach einer intakten Identität hervor. Dieser Zusammenhang wird durch die augenscheinliche Hohlheit der Kapuzen, durch Ihre hüllenartige Gestalt ad absurdum geführt. Eine zu enttarnende Identität der einzelnen Teilnehmer der geheimen Sitzung im Untergrund existiert gar nicht. Die BEWEGUNG NURR hat sie ausgelöscht und für den Betrachter ist sie somit verloren gegangen. Es wird die Frage formuliert, ob hier nur leere Gestalten in leeren Gesten wirken, oder ob immer noch, trotz der Leere unter den Kapuzen, eine inhaltlich orientierte Auseinandersetzung dargestellt ist. Ganz klar geht es der BEWEGUNG NURR hier nicht um den nostalgisch verklärenden Blick auf Subversion und Konspiration, sondern um die Entsorgung desselben. Der Trick der Künstlergruppe mutet simpel an: Es ist die schlichte Umdrehung des Mechanismus. Um mit Jacques Lacan zu sprechen, wird das Objekt als volles und verführerisches durch den identifizierenden Blick wahrgenommen: ein Signifikant der Fülle. Diese Fülle wird in Le mouvement des cagoules als Illusion gezeichnet. Die Kapuzen demaskieren sich gegenseitig als das, was sie schon vorher waren – als Kapuzen, und damit sind sie leere Signifikanten der Leere, die nur sinnentleerte Slapstick-Aktionen zustande bringen. Es ist die Qualität der Desillusion, die dieses Werk der BEWEGUNG NURR auszeichnet.

 

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Le mouvement des cagoules by Catherine Virenque

Le mouvement des cagoules was created by BEWEGUNG NURR in 1990 and is based on the »Adventures of Tintin« comic book series by Hergé. In a series of 49 images, the artists abduct the viewer into an underground room where a strange and obviously conspiratorial meeting of hooded figures is taking place. The aesthetics of Tintin and Snowy succeed in bringing a sense of nostalgia to a story whose development seems far more comical than sinister. Given their background as an artist collective, BEWEGUNG NURR uses this work to explore both the conditions for nostalgia and the fragile position of the subject within the context of a group. Such fragility evokes a longing for an intact identity. This implication is taken to the point of absurdity by the apparent emptiness of the hoods and the drape covered form of the figures. An individual identity simply does not exist for the members of this secret underground meeting. Their identities have been erased by BEWEGUNG NURR and thus are lost to the viewer. The question arises as to whether empty forms are only acting in empty gestures or whether a serious debate is being presented despite the emptiness of the hoods. It is clear that BEWEGUNG NUR is not concerned with conveying a nostalgic view of subversion and conspiration, but rather with discarding such a view. The artist group’s trick appears simple: the mere reversal of the mechanism. In the words of Jacques Lacan, the identifying gaze perceives the object as being both complete and desirable: a signifier of fullness. This fullness is rendered as illusion in Le mouvement des cagoules. The hoods unmask themselves to reveal what they were beforehand – hoods. Hence, they are empty signifiers of emptiness which only serve to create meaningless slapstick. It is the quality of disillusion this makes this work by BEWEGUNG NURR stand out.