CORPORATE IDENTITY   //   English version   //   Bild 1   2

zunehmende Komplexität, zunehmende Unüberschaubarkeit
zunehmende Unverständlichkeit, zunehmende Anonymität

Das 1999 begonnene Projekt CORPORATE IDENTITY ist in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft INTER-TRANS entstanden, im Internet entwickelt und schließlich im Selbstversuch durchgeführt worden. Im Rahmen dieses Versuches wurde gemeinsam mit anderen Künstlern das Iglu als denkbar beste CI-Architektur zum Überleben im System Kunst ermittelt und virtuell gebaut. Im Zuge dessen wurden Kollektivarbeiten und Werkbeiträge von Patricio Pumarino, Krzyszstof Jarzebinski, David Hatcher, Lisa Hundhausen, Kerstin Ameskamp, Stefan Hüsch, Sönke el Bitar, Tina Born, Bernd Fox und Christine Weber realisiert. Bei Corporate-Identity-Maßnahmen in der Wirtschaft handelt es sich um einen Leim, der kreatives Potential bindet und nutzbar machen soll, um es dann dem Monolog des einen Stils einverleiben zu können. Dieser letztlich autoritären Systematik zum Aufbau einer Unternehmensidentität setzt die BEWEGUNG NURR, auch unter Verwendung von Waffen aus dem Arsenal der CI-Produzenten, das dialogische Prinzip entgegen, um offene, sich dynamisierende Kommunikationsstrukturen zu entwickeln.

CI meta, 1990, gemeinsam mit Patricio Pumarino und CI Station II, 2202, ABEL Neue Kunst, Kunstmesse Zürich 2002

Das nach einer Idee der BEWEGUNG NURR durch Stefan Hüsch und Sönke el Bitar realisierte Video Corporate Identity zeigt schneeweiße Heuler beim Bau eines Iglus. Der Betrachter erkennt unschwer, dass es sich wohl kaum um echte Robben handeln kann, sondern eher um die Künstler selbst in Robbenkostümen. Hier sieht man, wie die Gruppe die optimale Architektur unter arktischen Bedingungen schafft: Das Iglu ist der Star!

Das Werk Sunset von 1999 zeigt sechs gesichtslose Robbenbabys in einer Eiswüste neben einem illuminierten Iglu, das auf geheimnisvolle Weise das Zentrum dieses arktischen Szenarios der Identitätslosigkeit geworden zu sein scheint. Hier wird die Frage nach der Beziehung der kollektiven Autorenschaft zum kapitalistischen Wettbewerb neu problematisiert. Kunsthistorisch kann man Sunset als programmatische Essenz einer Auseinandersetzung mit Caspar David Friedrichs Ölgemälde »Das Eismeer« – besser bekannt als »Die gescheiterte Hoffnung« – und General Ideas Installation »Fin de Siècle« von 1990 sehen. In Friedrichs Gemälde trägt die Natur den Sieg über den menschlichen Explorationswillen fort: Das Expeditionsschiff wird von den Eismassen zermalmt. Die BEWEGUNG NURR konfrontiert Friedrichs romantischen Naturbegriff mit dem des kapitalistischen Wettbewerbs. Dies geschieht vor dem Hintergrund, dass natürlich auch von der bildenden Kunst erwartet wird, dass sie unter Wettbewerbsbedingungen mit dem System harmonisiert. Isolation und Stabilität werden vor dem arktischen Hintergrund zu Werbeversprechen einer Corporate Identity in der Totalen.

Als skulpturale Konsequenz des Projektes CORPORATE IDENTITY ist eine Installation, bestehend aus einem Styroporiglu in einer Styroporeiswüste, geplant. Diese begehbare Installation soll ergänzt werden durch die 2002 gemeinsam mit Christine Weber geschaffene Robbenskulptur Seal (Slipping Into CI). Dieses als Kostüm verwendbare, Wärme und Behaglichkeit verheißende Werk wurde im selben Jahr erstmalig im Dresdener Leonhardi-Museum gezeigt. 1999, zu Beginn des Projekts, wurde die Webanimation CI meta mit einem Design rund ums Iglu als Orientierungsgrundlage geschaffen. CI meta orientiert sich an der diversifizierten Aspirin-Produktpalette und arbeitet mit demselben Versprechen von Beschwerdefreiheit. Für Wandgestaltungen und Installationen bildet der klassische Aspirin-Look mit seinem grünem Streifen auf der Verpackung, sowie Aspirin Direkt mit magentafarbenem und schließlich Aspirin Plus C mit gelbem Streifen die das Projekt bestimmende Grundlage.

Aus der Pressemitteilung zur Ausstellung BEWEGUNG NURR bei ABEL Neue Kunst Berlin, 2001

 

Der BEWEGUNG ihre Zeit. Eine Betriebsprüfung des CORPORATE IDENTITY Projekts von Daniel H. Wild

Zu Recht wird der zeitgenössischen Kunst allenthalben und immer wieder vorgeworfen, sie scheitere an ihren eigenen Sinnansprüchen. Das ist besonders dann der Fall, wenn gesellschaftliche und politische Dimensionen offenkundig sind oder vielmehr von den Künstlern in Anspruch genommen werden. So gilt dies auch für die BEWEGUNG NURR: im Zweifelsfall ist jedes Werk von Bedeutung und zwar über den eigenen Aussagewert hinaus. Solch eine Behauptung mag zwar teilweise an der allgemeinen Orientierungslosigkeit, die die vielberaunte »postmoderne Unübersichtlichkeit« mit sich zu tragen scheint, liegen, ist aber wahrscheinlich eher durch die unerträgliche Geschwindigkeit zu erklären, mit der Begriffe und Erscheinungen sich sofort von Sinn und Bedeutung, über Schlagworte, zu Ironisierung, Aufbröselung und Rückkoppelung verselbständigen – wenn schon, dann doch lieber Politik, im Sinne von »die Politik ist die Kunst, das Notwendige möglich zu machen«. Das kann ja wohl nicht falsch sein.

Weil es aber einfacher ist, sich nicht mit den Anforderungen der Zeit auseinanderzusetzen und es eher einleuchtet, sich es im festgelegten und glattgestriegelten Wertegefüge kuschelig zu machen, meint NURR, genau unter diesen Voraussetzungen eingreifen zu müssen. Die Aspirin-Farben machen’s möglich. Dementsprechend wird rundum Beschwerdefreiheit verheißen, Ablaß gewährt, Harmonie mit dem System versprochen, und dies alles innerhalb eines Verdoppelungseffekts, bei dem sich die Virtualität der Situation durch ihre eigene dynamisierte Simulation selbst in Frage stellt und die bildende Kunst sich selbst in ihre Aufgabe unter den Wettbewerbsbedingungen entläßt. Mit anderen Worten: Das Selbstverständnis der Kunst übernimmt die Selbstverständlichkeit, die dem Markt durch die Werbung zuerkannt wird, und erfüllt damit eine der Bedingungen, unter denen, um mit Thomas Wulffen zu sprechen, nicht mehr zwischen der Kunst und dem Betriebssystem Kunst unterschieden werden kann. Sprich: Eigentümlichkeit wird zum Eigentum und der Unterschied zwischen diesen beiden Begriffen spielt keine Rolle mehr, obschon er als Lücke weiterhin sinnvoll erscheint. Daß wir es hier mit einem typischen Beispiel der différance zu tun haben, mag dann vielleicht nur noch diejenigen unter den formalistischen Anhängern der Dekonstruktion, denen diese Erkenntnis an sich schon reicht, erfreuen.

Seal (Slipping Into CI), 2002, in cooperation with Christine Weber

Das Problem liegt daher genau in dieser Einsicht, nämlich, daß Denken an sich nur noch im Wiedererkennungsprinzip stattfindet. Die Tatsache, daß diese Zwangsläufigkeit zum Thema der BEWEGUNG NURR erklärt worden ist, ist insofern beachtlich, als daß es sich hierbei um eine im eigentlichen Sinne systemimmanente Fragestellung handelt. Das wurde früher einmal Bewußtsein genannt, denn eine Kategorie wie Identität muß in jedem Machtsystem grundsätzlich außer Frage stehen, es sei denn, die Frage als solche trägt zur Subjektivierung innerhalb des Systems bei und wird daher auf sich zurückgeworfen, bis das Ich sich darin erkennt – so z. B. im Marktsystem unter dem Gesichtspunkt: wer darf ich eigentlich als Konsument, als Handelnder, als Nutznießer usw. sein? Oder in ein anderes System übertragen: »meine Liebe, meine Tat, meine Heimat«. Bei NURR allerdings wird der Umkehrschluß vorweggenommen und gerade diese Einstellung auf eine Körperschaft des Systems an sich bezogen – Corporate Identity. Damit wird jeder Subjektivität in ihrer Wunschvorstellung von Freiheit widersprochen, und zwar gerade weil die Freiheit, die sich dem Einzelnen als ähnlich offenbart, immer schon im System auf ihre Tauglichkeit hin überprüft und von Kunstgebilden verkörpert worden ist. Wir wissen es jetzt mittlerweile auch: die Maschine hat immer recht; die Gesellschaft hat nur beschränkte Haftung. Identität als Selbstsein wird zur Marktnischenetablierung im maschinellen Ablauf, und das können Körperschaften halt sowieso besser.

Nun gut, Natur und Wettbewerb mögen zwar auch mittlerweile ein und dasselbe sein, Kunst und Werbung ebenfalls, allen gegenläufigen Behauptungen NURRs zum Trotz, und die Erkenntnis dieses Verfahrens mag ein Befreiungspotential beinhalten. Aber was soll’s? Wenn denn schon der Prozeß der Subjektivierung unter den Regeln der Marktbeschaffenheit erfüllt werden muß, so gilt dies insbesondere für die Kunstschaffenden. Diese Erfahrung auszuhebeln, um sie daraufhin im öffentlichen Raum darzustellen und dann in einem geschickten Gegenzug einer »feindlichen Übernahme« preiszugeben, entspricht ungefähr dem Schwierigkeitsgrad, die eigene »Biographie« den Verhältnissen und Umständen entsprechend umzugestalten. Legendenbildung halt. Wenn solche Themen dann der breiteren Öffentlichkeit als Verantwortung aufgebürdet werden, wird so etwas ja im allgemeinen »Denkschablonenaufbrechen« genannt und diese Erwartungshaltung wiederum vom Publikum nicht gerne gesehen. Man läßt sich eben nicht ohne weiteres belehren.

So wird dann im Feuilleton des Bildungsbürgertums mit solchen Kunstbereichen wie folgt abgerechnet.  Erstens, indem man dies zu einer persönlichen Entscheidung erklärt – als ob es der BEWEGUNG NURR nicht auch darum geht, welche Instanz des Ichs in der Tat dieses Urteil fällen darf. Daraufhin beschwert man sich zudem, daß Kunst sich ausschließlich an diejenigen, die im Oberseminar zu Cultural Studies nicht geschlafen hätten, richtet und schafft somit genau die Verhältnisse, unter denen Kunstdenken nur noch eigenständig wahrgenommen werden kann. Zuletzt wird versucht, jedwede Sinnsuche unter ästhetischen Gesichtspunkten auszuklammern. Das ist natürlich insgesamt angenehm albern, verbirgt aber gleichzeitig einen weitaus schwerer wiegenden Bereich. Muß der Versuch NURRs nicht als gewolltes Scheitern durch eine Replizierbarkeit der Markterfahrung im autoritären Ausschlusssystem gesehen werden?

Dies würde beinhalten, daß das Scheitern des Ichs als automatisierter Produktionsprozeß dargestellt wird und damit zu einer permanenten Wiederherstellung der ursprünglichen Entfremdung zurückkehrt – keineswegs also Wiedergutmachung, sodaß wir als geheilt entlassen werden können. Besonders aber wird hierbei dem Irrtum, Widerstand als absoluten Wert zu sehen, entgegengetreten. Die Erfahrung der Macht befreit noch nicht an sich. Das bedeutet im übrigen nicht, in Abwandlung eines bekannten Spruchbandes der jüngeren deutschen Geschichte, »Vom Kapitalismus lernen heißt siegen lernen«.

Im Gegenteil, Corporate Identity stellt die Bedingungen dar, unter denen ein Lernprozeß verhindert wird. Da heißt es bei NURR dann, daß man in Arbeitsgemeinschaft die »eigene Handlungs- und Kritikfähigkeit im Ausgrenzungssystem global village« überprüfen müsse, als ob diese Erkenntnis nicht von vornherein ausgeschaltet wird. Bevor es überhaupt zur Handlungsfähigkeit kommen kann, sieht NURR schon die Notwendigkeit, die Wirklichkeit in ein Zeichensystem zu übertragen, um die zwangsläufig entstehenden Zwischenräume zeitlich »nach unten zu korrigieren«, bis nur noch festgefrorene Dauereiszeit übrigbleibt.

Bedingt durch diese kritische Auseinandersetzung mit dem Widerstandspotential des Dekonstruktivismus, bei der zwar gelegentlich taktisch postmodern vorgegangen wird, die aber insgesamt strategisch dem unvollendeten Denken der Moderne verhaftet ist, kommt es daher bei der BEWEGUNG NURR zu einer Grundsatzfrage, die als solche nicht unbedingt politisch ist: Was hält im Wirklichen den Platz für das Mögliche frei? Gerade aber in diesem Vorstellungsvermögen wird ein Abbaupotential ersichtlich, darauf besteht NURR. So sagte der französische Schizo-Analytiker Félix Guattari noch kurz vor seinem Tode resigniert, daß man zwar überall verzweifelt an die Kreativität appelliere mit der Forderung »die Künstler, die Philosophen, die Intellektuellen sollten aufwachen«, um dann aber festzustellen, daß wir »aber in einer Periode völliger Vereisung« leben, »und man verlangt nach Wärme gleichwohl herrscht die Vereisung, die herrschend bleibt.« In diesem Sinne sind auch die niedlichen Robben vor ihrem Iglu zu verstehen. Wie kann überhaupt anders gedacht werden? Die Wirklichkeit wird zwar als Bezugsgarant erkannt, der BEWEGUNG ist aber gleichzeitig klar, wie verhaftet sie jedem Zeichensystem ist. Aus der Hilflosigkeit dieser Erkenntnis entwickelt NURR dann eine Sinnabfolge, die oberflächlich geglättete Denkstrukturen mit der »Zustellung bedeutungsbildender Produkte« verwurzelt. Wem aber gilt diese Aussage? Wer ist als Empfänger gedacht? Oder, letztendlich: Welcher Gedanke glüht dann?

Anmerkungen:

- Der Ursprung des Zitats zur Kunst der Politik ist nicht belegt. Der Satz wird oft Winston Churchill zugeschrieben.

- Thomas Wulffen beschreibt das Betriebssystem Kunst in Kunstforum International, Bd. 125 (1994).

- Der Begriff der différance ist dem Vorwort des Übersetzers von Jacques Derridas Werk Of Grammatology, 1976, Orig.: De La Grammatologie, 1967, und Marges – de la philosophie, 1972 entnommen.

- Der Merkspruch zur Heimatliebe folgt den Bedingungen der FDJ.

- Im FAZ-Feuilleton wurde man über den Zusammenhang zwischen Kunst und Oberseminaren aufgeklärt. Dazu möchte man erwähnen, dass das Oberseminar der BEWEGUNG NURR 1996 im Luftschutzkeller der Sophiensæle, Berlin, stattfand.

- Das Interview mit Félix Guattari ist in Texte zur Kunst, Nr. 8 (1992) nachzulesen.

- Walter Benjamin schrieb 1928 über Kritik in: Einbahnstraße, 1972, Frankfurt/M. 1972.

 

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CORPORATE IDENTITY   //   translated by David Sanchez   // pic 1   2

Increasing complexity, increasing unclearness
Increasing incomprehensibility, increasing anonymity

The CORPORATE IDENTIT Y project, which began in 1999, is a collaboration with INTER-TRANS which was developed online and finally carried out by self-experiment. Within the framework of this experiment, the igloo was selected and virtually constructed with other artists as the best conceivable CI architecture for survival in system art. In the course of this, collective works and work contributions by Patricio Pumarino, Krzyszstof Jarzebinski, David Hatcher, Lisa Hundhausen, Kerstin Ameskamp, Stefan Hüsch, Sönke el Bitar, Tina Born, Bernd Fox and Christine Weber were realised.

CI meta, 1990, gemeinsam mit Patricio Pumarino und CI Station II, 2202, ABEL Neue Kunst, Kunstmesse Zürich 2002

Corporate identity measures in the economy are adhesive agents which bind creative potential and make it usable in order to be incorporated into the monologue of just one style. Against this ultimately authoritarian systematic for the construction of a corporate identity, BEWEGUNG NURR sets – by also using weapons from the CI manufacturer’s arsenal – the dialogic principle in order to develop more open, dynamising communication structures.

The Corporate Identity video (realised by Stefan Hüsch and Sönke el Bitar after an original BEWEGUNG NURR idea) shows abandoned seal pups building an igloo. The observer easily recognises that these are hardly genuine seals, but rather the artists themselves in seal costumes. One can see here how the group produces the optimal architecture under arctic conditions: The igloo is the star!

The Sunset (1999) piece shows six faceless seal babies in an ice desert beside an illuminated igloo which in some mysterious way seems to become the centre of this arctic scene of lack of identity. Here the question of the relationship of collective authorship to capitalist competition is put up for discussion anew. From an art historical perspective, Sunset can be seen as an argument with Caspar David Friedrich’s »The Sea of Ice« – better known as »Wreck of Hope« – and General Idea’s »Fin de Siècle« installation from 1990. In Friedrich’s painting, nature triumphs over human exploratory will: the expedition ship is crushed by the icy masses. BEWEGUNG NURR confronts Friedrich’s Romantic concept of nature with capitalist competition. Even under these competitive conditions it is expected by fine art to harmonise with the system. Thus isolation and stability become the overall promotional promise under artic conditions.

An installation consisting of a styrofoam igloo in a styrofoam desert is planned as the sculptural consequence of the CORPORATE IDENTIT Y project. This accessible installation should be supplemented by the sculpture Seal (Slipping into CI) produced with Christine Weber in 2002. This work, first presented at the Leonhardi Museum, Dresden, is wearable as a costume and promises warmth and snugness. In 1999, at the beginning of the project, the web animation CI meta with its all-around-theigloo design was created as a point of reference. CI meta is oriented with the diversified Aspirin product range and works according to the same promise of relief from discomfort. The classic Aspirin look with its green stripe on the packaging, Aspirin Direct with its purple colouring and lastly Aspirin plus C with its yellow stripe define the basic motif for wall designs.

From the press release on the BEWEGUNG NURR exhibition at ABEL Neue Kunst, Berlin, 2001

 

The Movement, Given its Time: An Audit of the CORPORATE IDENTITY Project by Daniel H. Wild

Everywhere and repeatedly, contemporary art is rightly criticized for failing in its own claims to meaning. This is particularly the case when social and political dimensions are evident or when they are attributed to artists. This also applies to the BEWEGUNG NURR: When in doubt every work will claim significance beyond the value of its own enunciation. Such an assertion may be partly due to the general disorientation seemingly generated by the oft-invoked »post-modern confusion;« yet it is probably better explained by the unbearable speed with which terms and developments are uncoupled from sense and meaning and liberate themselves by means of irony, disintegration and feedback loops into catch phrases. If this is the case, then why not indeed politics instead, in the sense of »politics is the art of making the necessary possible.« If pressed, this is never wrong.

Precisely because it is simpler not to deal with the demands of the times and it seems simpler to cozy up into a fixed and smoothly striated system of values, NURR imagines a necessity for intervening exactly under these conditions. The colors of Aspirin make this possible. They assure freedom from pain, grant indulgences, promise harmony with the system. All this with a redoubling effect, in which the virtuality of the situation is itself questioned by its own charged simulation and visual art dismisses itself under competitive conditions from its task. In other words: the self-understanding of art takes over the quality of self-understanding assigned to the market by advertising, thus fulfilling one of the requirements between art and the operative system of art, as Thomas Wulffen has observed. Peculiarity becomes property and the difference between these two terms is no longer important, although the distinction still makes sense as a gap. The fact that we are here concerned with a typical example of différance will only please those followers of deconstruction for whom this insight alone is enough.

Seal (Slipping Into CI), 2002, in cooperation with Christine Weber

The problem lies exactly in this insight, namely that thought as such only takes place within the principle of recognition. The fact that BEWEGUNG NURR has declared this inevitability as its issue is important, since we are concerned here with a question inherently immanent to the system. This used to be called consciousness, since a category such as identity must fundamentally remain beyond questioning in any power system, unless the question itself contributes to the process of subjectification within the system and is thus thrown back on itself until the subject recognizes itself. As for example in the market system, from the perspective of who am I allowed to be as a consumer, as an active subject, as a beneficiary, etc. Or, transferred to another system: »my love, my deed, my homeland…« NURR, however, anticipates the inverse assumption and refers especially to a corporation of the system – Corporate Identity. Thus every subjectivity is contradicted in its desire for freedom, particularly because freedom, which appears identical to each individual, has always been tested for ist suitability in the system and incorporated by art objects. By now we know this as well: the machine is always right; society has only limited liability. Identity as a sense of self becomes the establishment of market niches in a mechanical process, and corporations can do that better anyway.

Well, nature and competition have probably become one and the same in the meantime, art and advertising too, in spite of all statements to the contrary from NURR, and the acceptance of this insight could contain a potential for liberation. But so what? When the process of subjectification has to be fulfilled under the rules of the market’s constitution, then this applies especially to makers of art. Rejecting this experience, in order to place it in the public sphere and then to subject it in a clever countermove to a »hostile takeover« roughly corresponds to the degree of difficulty of remodeling one’s own »biography« under the prevailing conditions and circumstances. Which is like constructing legends. When the wider public is then hectored with the responsibility of such issues it is usually described as »breaking open mental patterns« and this expectation in turn not readily appreciated by the public. People just do not suffer didacticism that willingly. The middlebrow cultural media of the intellectual bourgeoisie dismisses such areas of art in the following manner. First, by declaring them to be personal decisions – as though BEWEGUNG NURR is not also concerned with which instance of the self is allowed to pass this judgment. Moreover, complaints are voiced that art is only directed at those who managed to stay awake in graduate courses on cultural studies and thus precisely those conditions are created within which artistic thought can only be articulated in exclusive terms. Finally the attempt is made to separate any search for meaning under aesthetic categories. To be sure, this feels pleasantly silly, but it nonetheless conceals an area of import at the same time. Shouldn’t NURR’s attempt be seen as an intended failure through the replicability of the market experience in authoritative systems of exclusion? This would imply that the failure of the self in the automated production process is represented and thus returns to a permanent restoration of the original alienation – in no way reparations, so that we can be released as cured. Here the error of understanding resistance as an absolute value is particularly attacked. The experience of power as such does not liberate. This also does not mean, to modify a well-known slogan from recent German history, that »learning from capitalism means learning to triumph.«

On the contrary, Corporate Identity produces the conditions under which a learning process is prevented. This means for NURR the necessity of evaluating in the collective »one’s own ability for action and criticism in the exclusionary system of the global village,« as if this insight were not barred from the very start. Before one can move to the possibility of action, NURR sees the necessity of rendering reality as a semiotic system, in order to »correct downwards« the inevitably resulting spaces in between, until only a rigidly frozen permafrost remains.

Conditioned by this critical engagement with the potential for resistance in deconstruction, whose tactical moves are occasionally postmodern, but which is ultimately trapped in the incomplete strategic thinking of modernism, an essential issue arises for BEWEGUNG NURR which is not necessarily political as such: What really keeps the space of the possible open in the space of the actual? In exactly this imaginative ability however is where a potential for dismantling is revealed; NURR insists on this. The French schizo-analyst Félix Guattari remarked shortly before his death with resignation that everywhere desperate appeals to creativity are made with the demand that »artist, philosophers, intellectuals should awake,« only to conclude then that we »live in a period of complete freezing« where »one desires warmth … but at the same time freezing is the domain which remains dominant.« The cute seals in front of NURR’s igloo are to be understood in this sense. How could one think differently at all? Reality is recognized as a guarantor for reference, but at the same time NURR is aware of how trapped it is in any system of signs. Out of the futility of this insight NURR develops a sequence of meaning which implants the »placement of meaning-constituent products« in superficially smoothed-over mental structures. For whom is this message however? Who is addressed here? Or, ultimately: which thought glows then?

Notes:

- The origin of the quotation on the art of politics is not documented. The phrase is often ascribed to Winston Churchill.

- Thomas Wulffen describes the art operative system in Kunstforum International, vol. 125 (1994).

- The term différance is taken from the »Translator’s Preface« in Of Grammatology (1976) of Jacques Derrida’s De la grammatologie (1967) and his Marges – de la philosophie (1972).

- The maxim on love of the homeland follows the requirements of the FDJ (Free German Youth, youth organisation in the former GDR).

- The arts section of the FAZ reported on the relationship between art and graduate courses. One should note that BEWEGUNG NURR’s graduate course took place in 1996 in the air raid shelter of the Sophiensäle, Berlin.

- The interview with Félix Guattari is published in Texte zur Kunst, no. 8 (1992).

- Walter Benjamin wrote on criticism in 1928 in »Einbahnstraße« (Frankfurt/M. 1972).